MANUELLE THERAPIE !

Spektakuläre Hau-Ruck-Methoden an der Wirbelsäule, bis es kracht mit anschließender Wunderheilung gibt’s bisher leider nur im Kino. Die Wirklichkeit der Manuellen Therapie (kurz MT) sieht ganz anders aus und hat nichts mit dem Einrenken von ausgerenkten Wirbeln zu tun.


Lang ist‘s her


Die Ursprünge der Manuellen Therapie gehen bis auf Hippocrates, den „Vater der Medizin“ zurück. Er benutzte Streckbänke und Leitern, um so einen Zug auf die Wirbelsäule oder die Extremitäten zu erzielen. Seit dieser Zeit wurden die Behandlungsansätze und - Techniken kontinuierlich weiterentwickelt und fanden Mitte des 19. Jahrhunderts Einzug in die Arbeit der Physiotherapeuten. Auch hier existieren diverse Konzepte (Kaltenborn/Evjenth, Maitland, Mulligan, McKenzie), die sich lediglich in der Art der Befundung, der Ausführung und Anwendung spezifischer Griffe unterscheiden.



Die Harmonie von Systemen und Strukturen


Die Manuelle Therapie setzt nicht einfach nur beim Gelenk an. Vielmehr betrachtet sie die unterschiedlichen Körpersysteme wie Faszien, Muskel, Nerven, Organe, Lymphe und vor allem auch deren Zusammenspiel. Denn sie alle sind miteinander verbunden, wie Zahnräder in einem Uhrwerk. Sie bedingen einander. Das eine System funktioniert ohne das andere nicht richtig. So kann ein Gelenk sich nur über die Muskulatur bewegen, welche die Informationen für die Bewegungsausführung via Nerven vom Gehirn bekommt. Die Harmonie dieser Systeme untereinander sowie einzelner Strukturen zu verbessern bzw. wiederherzustellen ist mein vorrangiges Ziel in der Manuellen Therapie.



Wer ist die Henne und wer das Ei?


Gleiche Symptome wie Schmerz können die unterschiedlichsten Ursachen haben, d.h. in einem anderen Körpersystem liegen. Gerät eines der Systeme ins Wanken, versuchen die anderen, den Ausfall zu kompensieren und den Körper wieder in Balance zu bringen – zunächst ohne dass wir etwas davon mitbekommen. Erst wenn das nicht mehr funktioniert, weil alles überlastet ist und der Körper deutliche Alarmsignale sendet, bemerken wir, dass etwas nicht mehr stimmt. Meist drückt sich das in Form von Schmerzen, Gelenkentzündungen und/oder Erschöpfung aus. Irgendwie fühlt man sich in seinem Körper nicht mehr wohl . Oder es schießt einem aus heiterem Himmel bei einer harmlosen Bewegung in den Rücken. Welches der Systeme gestört ist und daher Ihre Probleme verursacht, versuche ich während der Behandlung herauszufinden. Denn es ist ein Unterschied, ob das Gelenk durch dauerhafte Fehlbelastung am PC irritiert und daher in der Bewegung eingeschränkt ist, oder ob aufgrund einer hohen faszialen Spannung im Körper der Druck auf die Gefäße zu groß wird und daher die Zirkulation rund um das Gelenk gestört wird.



Endlich geht es ans Gelenk


Erst wenn ich alle infrage kommenden Körpersysteme behandelt habe, wende ich mich ganz speziell den Gelenken zu. Durch Traktion (Zug), Kompression (Druck), Oszillation (Hin- und Herschaukeln) Ihrer Gelenke oder der Wirbelsäule, versuche ich das Gelenkspiel zu verbessern. Doch was bedeutet Gelenkspiel? Ich verwende mal ein Beispiel, das wir alle kennen: eine klemmende Schublade, die sich nicht mehr richtig gut öffnen und schließen lässt. Man versucht dann durch leichtes hin - und herrütteln, durch anheben oder runterdrücken, die Stelle zu finden, wo der Widerstand am größten ist. Hat man sie gefunden, verbleibt man dort und zieht sanft, dann drückt man wieder etwas, immer im Wechsel, bis sich die Schublade wieder reibungslos bewegen lässt. Genauso gehe ich auch bei der Mobilisation vor, wobei ich je nach Befund unterschiedliche Intensitäten und Ausgangsstellungen verwende.