faszien therapie !

Spätestens seit die Spieler der deutschen Fußball Nationalmannschaft ihre strapazierten Waden über dicke schwarze Schaumrollen legten, rückten die Faszien, die bis dahin als Aschenputtel der Medizin ihr Dasein fisteten, ins Rampenlicht. Heute dürfen Faszienrollen in allen möglichen und unmöglichen Farben in keinem Fitness Studio mehr fehlen. Doch das ist wirklich nur ein sehr kleiner Aspekt auf einem großartigen, immer noch recht unerforschten und vielversprechenden Gebiet.


Es ist eben doch mehr als eine Hülle


Für Therapeuten aus Disziplinen wie Rolfing, FDM oder Osteopathie ist die Arbeit mit und über Faszien nichts Neues. Durch ihre Hände (er)spüren und ertasten sie Veränderungen im faszialen Gewebe sowie deren Auswirkungen auf den gesamten Körper. Was fehlte waren wissenschaftlich fundierte Erklärungen, warum und wie genau diese Therapieformen wirken, denn dazu gab es bisher nur mehr oder weniger esoterische Aussagen. Zudem wurden Faszien in der Forschung als inaktives Verpackungsmaterial von Muskeln und Organen betrachtet, das im Müll landete - was sollte diese leblose, chaotisch angeordnete Hülle schon für bahnbrechende Informationen liefern? Glücklicherweise erweckten Pioniere der Wissenschaft auf dem ersten Fascia Research Congress 2007 Faszien aus ihrem Dornröschenschlaf und öffneten so ein Tor zu einer neuen Welt im menschlichen Körper, deren Erkenntnisse heute die Verständnisgrundlage für ein Spektrum an klinischen Anwendungen darstellt.



faszinierendes Spannungsnetzwerk


Faszien bestehen hauptsächlich aus kollagenen Fasern und Wasser. Abhängig von ihrer Funktion, unterscheiden sie sich stark in ihrer Konsistenz. Mal sind es dünne, feine Häutchen, ein anderes Mal sehr sehnige und derbe Platten. Sie verbinden in einem dreidimensionalen Netzwerk alle Körperstrukturen mit- und untereinander. Durch diese besondere Architektur werden Kräfte, Spannungen und Informationen im ganzen Körper weitergeleitet. Dabei sind die Spannungsverhältnisse, Elastizität und Gleitfähigkeit der Faszien ganz entscheidend dafür, wie koordiniert Muskeln arbeiten, wie Knochen, Wirbelsäule und Organe positioniert sind und wie Gelenke belastet werden. Muskeln beispielsweise ziehen nicht nur direkt an ihren knöchernen Ansätzen, sondern übertragen einen Großteil ihrer Kraft über fasziale Verbindungen auf Nachbarmuskeln und weit entfernte Körperteile. Daraus können sich Spannungsketten, oft über mehrere Körperregionen hinweg bilden, die zum Beispiel bei Schmerzen im Ellbogen, Ischiasbeschwerden oder Fußsohlenproblemen eine tragende Rolle spielen.



Was Faszien krank macht


Ein intaktes Faszien-Gewebe ist elastisch und geschmeidig (ich nenne es gerne, aber vollkommen unwissenschaftlich „flauschig“). Umgekehrt kommt es durch Stress, Bewegungsmangel oder Schonhaltung zum Wachstum zusätzlicher Querverbindungen zwischen Kollagenfasern. Sie verfilzen, so dass ihre Gleitfähigkeit ungünstig beeinträchtigt wird. Solche zunächst lokalen Restriktionen führen zur Fehlsteuerung der Faseranordnung und zum Verlust der Elastizität. Bleibt dieser Zustand längere Zeit bestehen, wirkt sich dies schlussendlich auf den gesamten Körper aus. Therapeuten und auch der Patient selbst, können diese unausgewogenen faszialen Züge und Spannungsverhältnisse spüren. Es kommt zu (Über)Belastung anderer Strukturen, die oft mit Verspannungen, Funktionsverlust und Schmerzen einhergehen. Man fühlt sich steif, unbeweglich und unwohl in seinem Körper – so als hätte man einen viel zu engen Tauchanzug an.



Alles andere als Wellness


Um Ihren inneren - zu engen - Taucheranzug wieder geschmeidig zu bekommen, versuche ich die Elastizität und Gleitfähigkeit Ihres Fasziensystems zu verbessern und somit ausgleichend auf den gesamten Organismus einzuwirken. Hierzu verwende ich spezielle Hilfsmittel und Gewebstechniken aus verschieden Faszien-Konzepten, die wie meine Patienten mir berichten, an „wohltuende Folter“ erinnern. Das Lösen tiefsitzender Restriktionen, die meist schon über lange Zeit hinweg bestehen, ist einfach schmerzhaft. Und das will ich hier auch gar nicht beschönigen. Meist fühlt man sich nach einer solch intensiven Behandlung erst einmal müde und gleichzeitig leichter und beweglicher. In den ersten Tagen danach fühlt es sich meist so an, als hätte man einen Muskelkater. Geben Sie sich und Ihrem Körper etwas Zeit zur Regeneration.